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Tipps zur Azubi-Akquise

2018 blieben deutschlandweit 57.656 Ausbildungsplätze unbesetzt. Prognosen zeigen, dass sich dieser Trend verstärken wird. Professor Dr. Tim Warszta vom Westküsteninstitut für Personalmanagement (WinHR) und die Handwerkskammer Lübeck geben neun Empfehlungen zur Gewinnung und Bindung von Azubis im Handwerk.

1.    Bauen Sie langfristig eine Arbeitgebermarke auf.

Eine starke Arbeitgebermarke ist die Grundlage jeder Personalrekrutierung. Sie hilft bei der Gewinnung von Auszubildenden. Bevor Sie eine Arbeitgebermarke aktiv bewerben, identifizieren Sie jene Aspekte der Arbeit, die (1) für Ihr Unternehmen authentisch sind, (2) für die Zielgruppe der Auszubildenden attraktiv sind und (3) Sie als Unternehmen von der Konkurrenz unterscheiden. Das Ergebnis wird der Kern Ihrer Personalgewinnung unterscheiden.

2.    Tragen Sie den Bedürfnissen der jungen Generation Rechnung.

In Studien wird die kommende Generation Z als selbstbewusst beschrieben. Sie wollen Herausforderungen und anspruchsvolle Aufgaben. Zudem suchen Sie stets nach neuen Impulsen. Damit unterscheidet sich die sogenannten Generation Z nicht wesentlich von früheren jungen Generationen. Hinzu kommt aber eine ausgesprochene Affinität für soziale Medien. Probleme werden häufig angegangen, indem im Internet nach Lösungen gesucht wird. Zeigen Sie sich als technisch-innovativen Arbeitgeber mit interessanten Tätigkeiten.

3.    Schaffen Sie Aufmerksamkeit.

Jede Baustelle, jedes Fahrzeug, jede freie Wandfläche ist eine Werbeplattform für Sie als Arbeitgeber. Kunden sind Eltern und Verwandte von potenziellen Azubis. Sie nehmen wahr, wie professionell bei Ihnen gearbeitet wird und wie der Umgang im Team ist. Damit ist jeder Auftritt beim Kunden auch ein Auftritt als Arbeitgeber. 

4.    Zeigen Sie ein realistisches Bild.

Eine realistische Tätigkeitsvorschau beinhaltet einen umfassenden Einblick in die positiven Seiten einer Beschäftigung, aber insbesondere auch in die Herausforderungen. Auf diese Weise erzeugen Sie bei Schülerinnen und Schülern eine realistische Vorstellung, was eine Ausbildung mit sich bringt, und geben Ihnen die Möglichkeit eine fundierte Entscheidung für oder gegen eine Bewerbung zu treffen. Inhalte der realistischen Tätigkeitsvorschau könnten sein: Arbeitsinhalte, Team & Kollegen, Führungsstil, Unternehmenskultur & Rituale, Arbeitszeiten, Arbeitsort, Arbeitsplatz, Reisetätigkeit etc. 

5.    Nutzen Sie Kurzvideos.

Studien des WinHR bestätigen: Bewegtbilder sind das Medium der jungen Generation. Jugendliche konsumieren, teilen, kommentieren und produzieren Videos. Jugendliche nutzen Videos ebenso zur Information über berufliche Chancen. Unternehmen können Arbeitgebervideos nutzen, um sich als attraktive Arbeitgeber zu präsentieren. In experimentellen Studien konnte nachgewiesen werden, dass insbesondere unbekannte Unternehmen mithilfe eines gut gemachten Videos Ihre Arbeitgeberattraktivität steigern können. 

6.    Setzen Sie Ihre Azubis als Botschafter ein.

Schülerinnen und Schüler wollen wissen, was Sie in einem Beruf erwartet. Auszubildende sind altersmäßig nah an den Schülerinnen und Schülern dran. Sie können mit ihnen auf Augenhöhe kommunizieren und ihnen Informationen aus erster Hand darüber geben, was sie im Job erwartet. Zudem fungieren Ihre Auszubildenden für die Schülerinnen und Schüler als Rollenmodelle. Sie können sich mit ihnen identifizieren – gemäß der Devise: „Wenn der/die so eine Ausbildung gern macht, macht mir das bestimmt auch Spaß.“

7.    Gehen Sie neue Wege bei der Rekrutierung.

Reduzieren Sie das Anforderungsprofil auf jene Fähigkeiten und Eigenschaften, die wirklich für den Job benötigt werden. Nach Absolvieren der Berufsschule kommt es in erster Linie auf handwerkliches Geschick, Problemlösefähigkeit und Motivation an. Dennoch muss die Berufsschule gemeistert werden, aber nicht mit Top-Noten. Erschließen Sie neue Zielgruppen: Beispielsweise Studienabbrecher und Geflüchtete können sehr fähige und dankbare Mitarbeiter werden. Weisen Sie abgelehnte Bewerberinnen und Bewerber auf Ausbildungsplätze bei anderen Unternehmen hin – vielleicht landen sie dann nach der Ausbildung später mal bei Ihnen.

8.    Bauen Sie eine persönliche Beziehung zu Ihren Azubis auf.

Integrieren Sie Ihre Auszubildenden von Anfang an in das Team. In Gruppen entsteht häufig ein innerer Kreis aus stark involvierten Teammitgliedern, während andere eher außen vor sind. Jene stark involvierte Teammitglieder sind motivierter und bringen bessere Leistung als Mitarbeiter, die außen vor sind. Dieser innere Kreis entsteht in der Regel um die Führungskraft herum. Daher sollten Sie als Führungskraft auch zu jedem Auszubildenden eine gute Beziehung aufbauen.

9.    Bieten Sie Herausforderungen.

In jedem Job gibt es alltägliche Routineaufgaben, aber auch spannende, schwierige Aufgaben, an denen Menschen wachsen können. Setzen Sie als Führungskraft diese Aufgaben gezielt ein, um Ihre Auszubildenden weiterzuentwickeln.

Ansprechpartnerin für Kiel

Irmtraut Martens Ausbildungsberaterin für den Kreis Segeberg; Fachberaterin für das Programm "Qualität in der Ausbildung" Telefon 0431 666563-810 Telefax 0451 1506-180 imartens@hwk-luebeck.de

Ansprechpartnerin für Elmshorn und Neumünster

Leo Nickel Fachberaterin für das Projekt „Teilzeitausbildung für alle!“ Telefon 0451 1506 282 lnickel@hwk-luebeck.de

Ansprechpartner für Lübeck

Stefan Kloth Fachberater für das Projekt "Regionale Partnerschaft Schule – Betrieb" Telefon 0451 1506-251 skloth@hwk-luebeck.de