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Tipps zur Bewerberauswahl

Die richtige Berufswahl ist eine wichtige Voraussetzung für den erfolgreichen Verlauf der Berufsausbildung. Prüfen Sie daher die Motivation, die Eignung und die Neigung der Bewerber für den gewählten Ausbildungsberuf. Die Zeit, die Sie in die Bewerberauswahl investieren, ist gut angelegt.

Irmtraut Martens Ausbildungsberaterin für den Kreis Segeberg; Fachberaterin für das Programm "Qualität in der Ausbildung" Telefon 0431 666563-810 Telefax 0451 1506-180 imartens@hwk-luebeck.de

Finden von Bewerbern

In einer Zeit, die geprägt ist von Fachkräftemangel einerseits und zunehmender Akademisierung andererseits, fällt es zunehmend schwer, überhaupt noch genügend Bewerber zu finden. Die beste Werbung für jeden Betrieb ist eine gute Ausbildung. Hier ein paar Tipps:

  • Bauen Sie langfristig eine Arbeitgebermarke auf
  • Tragen Sie den Bedürfnissen der jungen Generation Rechnung
  • Schaffen Sie Aufmerksamkeit
  • Zeigen Sie ein realistisches Bild
  • Nutzen Sie Kurzvideos
  • Setzen Sie Ihre Azubis als Botschafter ein, z.B. durch Blogs oder Filme über den Arbeitsalltag
  • Gehen Sie neue Wege bei der Rekrutierung

Weitere Infos: Azubi-Gewinnung

Bewerbungsunterlagen

Anschreiben

Werten Sie das Anschreiben hinsichtlich seiner äußeren Form (Rechtschreibung, Aufbau) und seiner inhaltlichen Aussage aus. Achten Sie dabei auch auf die Motivation des Jugendlichen für die Bewerbung. Bedenken Sie jedoch, dass es hier evtl. Hilfe von elterlicher oder schulischer Seite gab.

Lebenslauf

Der Lebenslauf gibt in strukturierter Form die wesentlichen Lebensabschnitte des Bewerbers wieder und ermöglicht den Abgleich mit den beigefügten Unterlagen wie zum Beispiel Zeugnissen. Achten Sie besonders auf Praktika im Lebenslauf. Sie sind ein Hinweis auf die Motivation und das Engagement des Bewerbers für einen Beruf. Verlangen Sie nicht ausdrücklich ein Bewerbungsfoto, da es jedem Bewerber freigestellt ist, sich mit oder ohne Bild zu bewerben. Prüfen Sie deshalb alle Bewerbungen auf ihren Inhalt – auch solche ohne Foto.

Zeugnisse

Zeugnisse geben Hinweise darauf, in welchen Bereichen die Stärken eines Bewerbers liegen. Gute Ergebnisse beispielsweise in Mathematik oder in naturwissenschaftlichen Fächern deuten auf die Fähigkeit zum logischen Denken und auf Abstraktionsvermögen hin; gute Noten in Lernfächern wie Erdkunde oder Geschichte weisen auf den Fleiß eines Bewerbers hin. Gute Beurteilungen in musischen Fächern sind Zeichen einer kreativ-künstlerischen Begabung. Besondere Aussagekraft besitzen Zeugnisbemerkungen, z.B. über die Interessen, das Verhalten und die Mitarbeit des Jugendlichen.

Vermeiden Sie es jedoch, sich ausschließlich anhand der Zeugnisse ein Bild vom Bewerber zu machen. Auch Bewerber mit weniger guten Zensuren verfügen über praktische Fähigkeiten und soziale Kompetenzen, die in einer Ausbildung wichtig sind. Falls Sie einen Bewerber nicht berücksichtigen können: Behalten Sie das Anschreiben und senden Sie die restlichen Unterlagen zurück. Bedanken Sie sich für die Bewerbung, verzichten Sie aber auf eine Begründung Ihrer Absage.

Vorstellungsgespräch

Vorbereitung

Mit den Bewerbungsunterlagen haben Sie bereits viele wichtige Informationen über den Bewerber erhalten. Nutzen Sie das Vorstellungsgespräch, um sich nun einen persönlichen Eindruck von Ihrem potentiellen Lehrling zu verschaffen. Dafür sollten Sie folgende Vorbereitungen treffen:

  • Sehen Sie die Bewerbungsunterlagen vor dem Gespräch noch einmal durch
  • Wählen Sie einen geeigneten, ruhigen Raum für das Gespräch
  • Schaffen Sie eine lockere und zwanglose Atmosphäre
  • Vermeiden Sie Störungen während des Vorstellungsgesprächs
  • Legen Sie sich Fragen für das Vorstellungsgespräch zurecht
     

Zu Beginn des Gesprächs

Beginnen Sie am besten zunächst mit etwas Small Talk, um das Eis zu brechen und dem Bewerber die Nervosität zu nehmen. Schaffen Sie eine angenehme Gesprächsatmosphäre, um offene und ehrliche Antworten zu erhalten. Stellen Sie kurze, klare Fragen und vermeiden Sie Fragestellungen, die der Bewerber nur mit Ja oder Nein beantworten kann. Fragen Sie z.B. nach:

  • Lieblingsfächern in der Schule
  • ungeliebten Schulfächern
  • Hobbys, Freizeitgestaltung, Ehrenamt, sportliche Betätigung
  • Interessen bei Internet, Kino, Fernsehen etc.
  • Gründen, warum sich der Bewerber gerade für diesen Ausbildungsberuf und für diesen Betrieb entschieden hat
  • Vorstellungen, die der Bewerber mit dem Beruf verbindet
     

Im Verlauf des Gesprächs

Sprechen Sie spezielle Aspekte an, die die Stelle und den Ausbildungsberuf betreffen. Gehen Sie in dieser Phase auf besondere Umstände ein, die die Ausbildung mit sich bringt z.B. Arbeitszeiten, Samstagsarbeit, körperliche Anforderungen, Berufsschulstandort, anfallende Kosten oder auch Durchführungsort überbetrieblicher Maßnahmen mit ggf. auswärtiger Unterbringung im Internat. Versuchen Sie während des Gesprächs keine zustimmende, ablehnende oder wertende Reaktion zu zeigen. Vermeiden Sie Äußerungen, die ein Indiz für eine Benachteiligung darstellen können. Fragen nach Schwangerschaft, Partei-, Religions- oder Gewerkschaftszugehörigkeit oder sexueller Orientierung sind nicht zulässig. Treffen Sie Ihre Entscheidung erst, wenn Sie alle Bewerber der engeren Auswahl kennengelernt haben. Unser Beurteilungsbogen hilft Ihnen bei der Auswahl des Bewerbers.
 

Kontakt zu Eltern

Eltern können insbesondere bei minderjährigen Bewerbern für Sie wichtige Ansprechpartner bei eventuell später auftretenden Schwierigkeiten in der Ausbildung sein. Daher können Sie erwägen, die Eltern des zukünftigen Lehrlings in einem persönlichen Gespräch kennenzulernen. Auch wenn sich keine Probleme während der Ausbildung ergeben, ist der Kontakt zum Elternhaus nützlich.

Betriebspraktikum

Wenn Sie einen Bewerber in die engere Auswahl genommen haben, können Sie durch ein Betriebspraktikum vor Abschluss des Berufsausbildungsvertrages feststellen, ob eine erfolgreiche Zusammenarbeit für die Dauer der Ausbildungszeit möglich erscheint. Wir empfehlen in jedem Fall, ein Praktikum vorzuschalten. Tipp: In unserem Handbuch „Materialien zur Ausbildung“ finden Sie unter anderem das Begleitheft „Das Praktikum effektiv nutzen“.

Wenn der Bewerber bereits Praktika absolviert und hierzu Unterlagen vorgelegt hat, können Sie den Bemerkungen der Praktikumsbetriebe wertvolle Hinweise auf die Eignung für den gewählten Ausbildungsberuf und das Verhalten des Jugendlichen im Betrieb entnehmen.

Über den Ausbildungsleitfaden

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Wer ausbildet, hat in der Regel viele Fragen – routinierte, langjährige Ausbildungsbetriebe ebenso wie Betriebe, die zum ersten Mal ausbilden. Bei Ihrer wichtigen und verantwortungsvollen Aufgabe unterstützen wir Sie durch unseren Ausbildungsleitfaden. Auf dieser Seite haben Sie ein Kapitel aus dem Leitfaden gefunden. Insgesamt gibt es fünf Kapitel, von der Bewerberauswahl bis zum Ausbildungsabschluss. Nutzen Sie unseren Leitfaden für eine gut geplante Ausbildung.

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